Ein Beitrag von Kim Schneider
Fußball inmitten von Wüste, Korruption & den Scheichs
Zürich, 2.Dezember 2010 – Vergabe der 22. Fußball-Weltmeisterschaft im Jahr 2022 an den Wüstenstaat Katar. Zu diesem Zeitpunkt weiß noch niemand, dass jene Entscheidung die umstrittenste ist, die die Sportwelt je gesehen hat. Aber nun von Beginn an:
Katar, ein Wüstenstaat in den Vereinigten Arabischen Emiraten ohne jegliche Fußballtradition wird im Jahre 2022 das größte Sportevent auf dieser Erde austragen – die Fußball-Weltmeisterschaft.
Dabei setzte sich das Emirat erfolgreich gegen die Bewerbung aus Australien, Japan, Südkorea und schließlich gegen die USA durch.
Fußball im asiatischen Raum – passt das ? Betrachtet man die Sportkultur Katars genauer, wird deutlich, dass der Wüstenstaat nicht viel vorzuweisen hat. Die A-Nationalmannschaft belegt derzeit den 103. Platz der FIFA-Weltrangliste, somit sind Staaten wie der Kongo oder der Libanon weitaus erfolgreicher. Dazu kommt, dass sich die Auswahl Katars noch nie für eine Endrunde bei einer Fußball-Weltmeisterschaft qualifizieren konnte und sich daran wohl nichts ändern würde, hätte der Ausrichter keine Startgarantie.
Die Weltmeisterschaft gilt als das größte Sportevent der Welt: 32 Nationen kämpfen zunächst in der Gruppenphase und anschließend im KO-System um die begehrte goldene Trophäe. Innerhalb von weniger als 4 Wochen und insgesamt 64 Spielen soll der neue Weltmeister feststehen, wozu man natürlich eine große Anzahl an Stadien benötigt, um das Großevent würdevoll und im angemessenen Zeitrahmen über die Bühne zu bringen. Hier trifft man in Katar auf das nächste Problem.
Die FIFA-Regularien besagen, dass 12 Stadien mit mindestens 40.000 Sitzplätzen und hochklassiger Infrastruktur bereitstehen müssen.
Zum Zeitpunkt der Bewerbung Katars hatte der Staat nicht ein einziges Stadion vorzuweisen, das den Kriterien entspricht und keinen Neu-/Umbau erfordert. In Folge des Zuschlags Ende 2010 war klar, dass neue Stadien gebaut werden müssen. Derzeit befinden sich alle 12 benötigten Stadien im Bau, wovon 9 komplett neu einzig und allein für 3-4 Spiele bei der Fußball-Weltmeisterschaft gebaut werden. Was das kleine Land mit den höchstmodernen Stadien nach der WM anfangen wird, ist unklar. Selbst vom Abriss der millionenschweren Stadien ist die Rede.
Immerhin für das Problem der extremen Hitze und Trockenheit hat man eine, zumal umstrittene, Lösung gefunden – die 22. Fußball-Weltmeisterschaft wird zum ersten Mal nicht wie in den letzten 98 Jahren in den Sommermonaten stattfinden, sondern im Winter, genauer gesagt in der Zeit vom 21. November bis zum Finalspiel am 4. Advent. Die Probleme für deutsche Fans liegen dabei auf der Hand – dicke Jacken und Glühwein bei Minusgraden anstatt bei warmen Temperaturen, lockerer Stimmung und kühlen Getränken das eigene Land zu unterstützen. Das klingt surreal, ist aber wohl leider Realität. Außerdem löst die Weltmeisterschaft im Winter eine große Anzahl an weiteren Problemen aus. So ist unklar, wie der alltägliche Ligabetrieb vor allem in Westeuropa aufrecht erhalten werden soll, wenn während der eigentlichen Hochphase der Saison eine WM stattfindet. Der Ligabetrieb müsste neben den 4 Wochen Spielzeit auch Wochen vorher und nachher aussetzen, damit sich die Nationen optimal auf die WM vorbereiten können. Auch die Spieler sollten sich erholen und regenerieren dürfen. Die Durchführung im Winter ist nicht ideal, da auch die Spiele des Ligabetriebs und der europäischen Wettbewerbe wie der UEFA Europa League oder der UEFA Champions League auf Sommerturniere abgestimmt sind. Eine passende Lösung ist nicht in Sicht und stellt besonders die Premier League, die heimische Liga Großbritanniens unter großen Druck, in der es vollkommen normal ist, dass in einer Spielzeit zwischen 50 und 60 Spiele pro Mannschaft anfallen und somit, aufgrund der Popularität der englischen Liga, ein Großteil der WM-Fahrer davon betroffen wären.
Vor und auch nach der WM-Vergabe wurden Stimmen laut, dass Katar den Zuschlag für die Austragung mithilfe von Stimmenkauf bekommen haben.
So deckte die englische Wochenzeitung “The Sunday Times” 201Kauf anboten. 3 Jahre später erhärtet sich der Verdacht nach den Aussagen der Zeitung, dass mehrere Millionen US-Dollar geflossen sind, um die WM nach Katar zu lotsen. Der damalige, umstrittene FIFA-Präsident äußerte sich kurz nach der Vergabe zu möglichen Bestechungsversuchen und stritt die Vorwürfe vehement ab und gab an, dass es seine Philosophie sei die Expansion des Fußballs voranzutreiben und die Vergabe in einen Staat wie Katar eine logische Schlussfolgerung dieser Strategie sei1 mit versteckten Kameras auf, dass 2 der 24 stimmberechtigten Mitglieder des Exekutiv-Komitees, nämlich die Vertreter aus Tahiti und Nigeria ihre Stimmen zum Kauf anboten. 3 Jahre später erhärtet sich der Verdacht nach den Aussagen der Zeitung, dass mehrere Millionen US-Dollar geflossen sind, um die WM nach Katar zu lotsen. Der damalige, umstrittene FIFA-Präsident äußerte sich kurz nach der Vergabe zu möglichen Bestechungsversuchen und stritt die Vorwürfe vehement ab und gab an, dass es seine Philosophie sei die Expansion des Fußballs voranzutreiben und die Vergabe in einen Staat wie Katar eine logische Schlussfolgerung dieser Strategie sei.
WM im Winter, Milliarden an Euro verschwendet für den Bau neuer Staaten in einem Land ohne jegliche Fußballkultur, Terminprobleme und Korruptionsvorwürfe – all das für die FIFA anscheinend kein Problem. Fakt ist derzeit, wir werden in 4 Jahren die umstrittenste WM sehen, die es jemals gab und wohlmöglich geben wird und es zeigt sich dabei wieder einmal – Geld regiert die Welt, die Reichen bleiben reich und die Armen werden immer ärmer.
WM im Winter, Milliarden an Euro verschwendet für den Bau neuer Stadien in einem Land ohne jegliche Fußballkultur, Terminprobleme und Korrup-tionsvorwürfe – all das für die FIFA anscheinend kein Problem.