von Susanne Haas
„Veganer leben doch extrem ungesund, weil sie ja gar nicht alle Nährstoffe bekommen, die sie brauchen! Diese kann man doch nur über den Konsum von tierischen Produkten erhalten!“
Solche und ähnliche Sätze habt ihr bestimmt auch schon mal gehört, wenn es um das Thema Veganismus geht. Hier soll es sich darum drehen, ob an solchen Thesen wirklich etwas dran ist, aber auch darum, warum der Trend immer größer wird und was der vegane Lifestyle Positives für die Umwelt leisten kann.
Veganismus – Was bedeutet das denn jetzt genau?
Kurz gesagt: Veganer nehmen keine Produkte zu sich, die von Tieren oder Insekten stammen. Also neben offensichtlichen Sachen wie Fleisch, Fisch, Gelatine, Leder und tierischem Lab, auch Produkte wie Milch, Eier, Honig, usw., da in der Milch- und Eiindustrie viele Tiere leiden oder sogar sterben müssen. Bei Kosmetik sieht das nicht anders aus. Normalerweise achten Veganer hier aus den gleichen Gründen darauf, nur tierversuchsfreie und vegane Produkte zu nutzen, in denen keine tierischen Inhaltsstoffe, wie zum Beispiel echtes Karmin (zermahlene Läuse) oder Bienenwachs verwendet werden.
Warum werden immer mehr Menschen vegan?
Viele Menschen wollen nicht für das Töten von Tieren mitverantwortlich sein, ebenso nicht dafür, dass die Tiere wie „Ware“ behandelt werden – denkt man an das Leid, welches diese während der Haltung, über den Transport zum Schlachter bis hin zum Tod empfinden. Und da selbst in Bio-Haltung ihr Leben nicht wirklich artgerecht ist, kann es bei besonders empathischen Personen zu einer veganen Ernährung kommen.
Genauso spielt für viele bei der Milchproduktion der Faktor eine Rolle, dass einige Menschen den Gedanken, die Muttermilch einer anderen Spezies zu konsumieren, als abstoßend empfinden. Dies ist ähnlich zu sehen wie die Tatsache, dass das Kalb der Mutter sofort nach der Geburt entrissen wird, obwohl die Kuh um ihr Kind trauert, oder dass letztendlich alle Tiere der Milchproduktion auf dem Schlachthof landen. Es ist definitiv profitabler, die männlichen Nachkommen zu Kalbfleisch zu verarbeiten, als die Stiere zu behalten, die später keine Milch geben können. Die weiblichen Nachkommen werden meistens wie ihre Mütter als „Hochleistungsmilchlieferanten“ aufgezogen und mit etwa 1,5 Jahren das erste Mal künstlich befruchtet. So ein ,,Leben“ dauert in etwa fünf Jahre. Immer und immer wieder wird die Kuh in dieser Zeit trächtig und ist danach so ausgelaugt, bis auch ihr Weg letztendlich im Schlachthof endet.
Für den Verzicht auf Eier spricht für viele Veganer die Ausbeutung, der schlechten, zumeist nicht-artgerechten Haltung der Hennen auf viel zu wenig Platz und dass diese nach 15-18 Monaten auch schon den Schlachter sehen. Ein nicht unwesentlicher Aspekt ist ebenfalls die Massentötung männlicher Küken, die nach dem Schlüpfen meist sofort zerschreddert oder vergast werden, da männliche Küken in der Legehaltung von Hühnern keinen Platz haben. Sie können keine Eier legen, legen aber auch nicht die nötige Menge an Gewicht zu, um als Masthuhn für die Fleischproduktion aufgezogen zu werden. Sie sind daher nicht profitabel. Es sind etwa 50% der Küken, die in jedem Legezyklus umgebracht werden, was viele vegan lebende Menschen als unwürdig empfinden, sodass sie gerne auf diese Produkte verzichten.
Bei der Herstellung von Bienenhonig muss man natürlich sagen, dass sie diesen ja eigentlich nicht für uns Menschen produzieren, sondern für sich selber, da der Honig wichtige Nährstoffe für die Bienen enthält, Lebensgrundlage und Nahrung im Winter ist oder zumindest sein sollte, wenn wir ihnen diesen nicht wegnehmen und ihnen „als Entschädigung“ ein ähnliches Produkt verabreichen würden. Sie werden in sogenannten Magazinen (stapelbare Kisten) gehalten, damit die Imker möglichst viel Profit machen. Außerdem sterben viele Bienen bei unsachgemäßer Haltung oder kommen zumindest zu Schaden, wie zum Beispiel die Bienenköniginnen, die nach einem Jahr zumeist ersetzt werden und denen die Flügel häufig gekürzt werden. In der konventionellen Zucht werden Königinnen im Übrigen künstlich befruchtet.
Gesundheitliche Aspekte
Wenn man nicht oder nicht nur aus ethischen Gründen Veganer wird, gibt es etliche gesundheitliche und ökologische Aspekte, die gegen den Verzehr von tierischen Lebensmitteln sprechen.
Gesundheitliche Gründe sind zum einen die Antibiotika, die den Tieren verabreicht werden und welche wir direkt weiterkonsumieren. In Mastbetrieben für Schweine, Hühner oder andere Tiere verbreiten sich multiresistente Erreger wirklich schnell, weil der Organismus der behandelten Tiere kaum mehr auf das zugefütterte Antibiotikum reagiert. Jegliche Medikamentenzugabe fällt jedoch durch die Ernährung wiederum auf uns zurück. Ebenso gesundheitsschädlich sind die Mikropartikel aus Plastik und Schwermetalle wie Quecksilber, die sich unter anderem in Fischen anreichern.
Ein anderes großes Thema ist, dass durch tierische Produkte Volkskrankheiten wie Fettleibigkeit oder auch Rheuma, Osteoporose, Diabetes und viele mehr begünstigt werden. So können zum Beispiel viele Menschen durch ein einfaches Umstellen ihrer Ernährung eine Verbesserung ihres Gesundheitszustandes erreichen, sogar Krebspatienten. Dies wurde beispielsweise bewiesen in „The China Study“ von T. Colin Campbell, sowie seinen Sohn Thomas M. Campbell im Jahre 2004. Durch vegane, also cholesterinfreie Ernährung verringert man enorm die Gefahr für die in den Industrienationen weit verbreiteten Herz-Kreislauf-Erkrankungen. Wer außerdem sein Krebsrisiko verringern will, liegt mit einer veganen Ernährung genau richtig. Dies bestätigt eine Studie aus dem Fachmagazin “Scientific Reports”.
Außerdem ist eine vegane Ernährung bei richtiger Anwendung gesünder als die konventionelle, bei welcher tierische Produkte gegessen werden. Führende Ernährungsorganisationen wie die WHO (World Health Organization) oder die ADA bestätigen das. Man umgeht Skandale in der Fleischproduktion wie Schweinepest, Vogelgrippe, Antibiotika im Fleisch und vieles mehr. Zudem achten viele Menschen, sobald sie vegan leben, auch sehr auf ihren Körper. Sie treiben zum Beispiel mehr Sport , achten auf eine gesündere Lebensweise und verzichten auf Drogen wie Tabak oder Koffein.
Der ökologische Aspekt
Die Produktion von Fleisch, Milch und Eiern ist auf Dauer und in den Massen, in denen sie momentan betrieben wird, für unseren Planeten äußerst schädlich. 51% aller Treibhausgase stammen aus der Nutztierhaltung, somit sind sie noch viel schädlicher für die Umwelt, als der Verkehr und auch die Hauptursache der bedrohlichen Klimaerwärmung! Durch den extrem hohen Fischkonsum sprechen Forscher davon, dass bis 2048 die Meere leergefischt sein werden, wie eine Studie aus dem „Science“-Magazin unter der Leitung des Wissenschaftlers Boris Worm vor einigen Jahren bekannt gab.
Argumente von Fleischessern und Antworten aus Sicht eines Veganers:
„Aber du brauchst die tierischen Produkte! Die sind voll gesund und wichtig für den Körper!“
Natürlich… zum Beispiel das Calcium, welches natürlich nur oder überwiegend in Milch zu finden ist. Nun ja, man findet es mindestens genauso gut in Gemüse wie Spinat, Broccoli und Grünkohl. Ansonsten gelten verschiedene Nusssorten sowie Mineralwasser und verschiedene Sojaprodukte als hervorragende Calciumquellen.
Oder, wie auch allseits bekannt ist, dass man Eisen ausschließlich durch Fleisch zu sich nehmen kann. Trotz der Tatsache, dass zum Beispiel Leberwurst etwas mehr Eisen mit sich bringt als Sojabohnen und Leinsamen, muss das nicht gleich bedeuten, dass man ohne tierische Produkte einen Eisenmangel entwickelt. Hier gilt es, sich anzulesen, welche Produkte man vermehrt essen möchte, um solche Mangelerscheinungen zu umgehen. Doch sogar Produkte wie
dunkle Schokolade können Eisen liefern. Eine gute Übersicht liefert die Internetseite „eisenhaltigelebensmittel.org“.
Einen Schwachpunkt hat das Ganze aber tatsächlich: Wenn man keine tierischen Produkte zu sich nimmt, kann ein B12-Mangel entstehen, da dieses Vitamin tatsächlich fast nur hier vorkommt. Als Veganer muss man also damit rechnen, dass man lieber im Voraus daran denkt, B12-Kapseln, Tropfen oder Ähnliches zu sich zu nehmen, da ein Mangel an B12 tatsächlich fatal enden kann.
„Aber bei meinem Leistungssport brauche ich tierische Produkte, um genug Eiweiß aufzunehmen!“
Man kann auch ganz einfach alle Eiweiße und Proteine durch pflanzliche Ernährung zu sich nehmen, das geht genauso gut wie bei tierischen Lebensmitteln. Quinoa, Buchweizen, Hanf und Chia Samen, sowie Sojaprodukte zählen zu hervorragenden Eiweißlieferanten. Ebenso ist ein Muskelaufbau mit rein pflanzlicher Ernährung auch nicht viel schwerer. Wer also trainieren will, kann zum Beispiel auf der Seite marathonfitness.de/eiweissquellen-proteinquellen-veganer/ vorbeischauen, die meiner Meinung nach sehr informativ ist.
„Für Kinder, die sich im Wachstum befinden, ist vegane Ernährung unangebracht.“
Nicht zwangsläufig. Bei Kindern sollte natürlich besonders darauf geachtet werden, eine ausgewogene und abwechslungsreiche Ernährung bereitzustellen, sowie sich regelmäßigen Arztbesuchen zu unterziehen, damit kein Nährstoffmangel unbeachtet bleibt und frühzeitig behoben werden kann. Falls notwendig kann dies auch durch Nahrungsergänzungsmittel geschehen. Hier ist natürlich besonders wichtig, sich ausreichend zu informieren und auch mit dem Kinderarzt darüber zu sprechen. Falls ihr zu dem Thema noch genauere Informationen sucht, ist zentrum-der-gesundheit.de/vegane-ernaehrung-kinder-ia.html eine hilfreiche Internetseite.
„Pflanzen haben doch auch Gefühle?‘‘
Tiere sind vermutlich zu weitaus stärkeren Leiden fähig, als Pflanzen. Wenn Pflanzen nun dennoch so stark oder gar stärker leiden als Tiere, sollte man bedenken, dass für die Fleischproduktion noch einiges mehr an Sojabohnen oder Getreide produziert werden muss, als Fleisch daraus entstehen kann.
„Aber das bringt doch bestimmt eh nichts, wenn ich jetzt darauf verzichte. Die Massenproduktion tierischer Lebensmittel geht weiter.“
Nein, das Angebot wird bekanntlich bestimmt durch die Nachfrage. Wenn diese sinkt, kann das einigen Tieren Leid ersparen. Und umso mehr Menschen Veganer oder zumindest Vegetarier werden, desto weniger Tiere werden umgebracht.
Vegan Essen in Kempten:
Da es momentan immer einfacher wird, auch unterwegs in der Stadt und in Restaurants veganes Essen zu bekommen, wird es für viele Menschen auch angenehmer, diesen Lebensstil auszuleben. Auch aus diesem Grund kann im Moment ein Trend hin zum Veganismus beobachtet werden. So sieht man zum Beispiel immer mehr Produkte im Supermarkt mit der Kennzeichnung „vegan“ oder die Anzahl veganer Lokale und veganer deutscher Kochbücher auf dem Markt stieg in den letzten Jahren immer mehr an.
Wenn nun bekannte Persönlichkeiten in die Öffentlichkeit gehen mit der Nachricht: „Ich lebe vegan“, so wird das zu einer Art Trend. Beispielsweise der Kochbuchautor Attila Hildmann oder der Gamingyoutuber Simon Wiefels, alias Ungetun, dienen als Vorbild für andere.
Wenn man ständig unterwegs ist und nicht immer die Zeit hat, sich zuvor etwas Veganes von zu Hause mitzunehmen, war das noch ein größeres Problem, als es noch nicht so viele Möglichkeiten wie jetzt gab. Eine kleine Zusammenstellung meiner persönlich liebsten veganen Essmöglichkeiten in Kempten sind:
- Das Nova-Restaurant am Rathausplatz
- The Bio Deli (Café, Bistro & Biobäckerei) in der Königstraße
- Coffee Fellows im Forum
- PurNatur in der Kotterner Straße
Außerdem tragen vegane Ersatzprodukte aus dem Supermarkt auch ihren Teil dazu bei, dass es für viele Menschen angenehmer wird, die trotz veganer Ernährung nichts in ihrer Küche vermissen wollen.
Rezeptvorschläge:
- Schoko-Haferflocken-Pizza mit
Himbeeren & Erdnussbutter - Kartoffel-Couscous-Taler mit
Gurkensalat & Dill - Pizza mit Zucchini & Minze
- Veggie Bowl mit Quinoa-Linsen-Waffeln & Guacamole
- Polenta aus frischem Mais mit Gemüse
- Goldene Milch-Eiscreme ohne Eismaschine
Habt ihr Lust bekommen? Diese und weitere leckere vegane Rezeptideen findet ihr auf der Seite „veggi.es“!